Gedanken zu Klang, zur urbanen Soundscape im öffentlichen Raum und einem künstlerischen Umgang – unser ursprüngliches Interesse für Sound und Klang:
Jede Gesellschaft hat den Klang, den sie verdient – Murray Schafer
Geräusche und Klänge sind Teil der menschlichen Kultur. Sie umgeben uns im Alltag jederzeit und überall. Sie helfen uns bei der räumlichen Orientierung, wecken in uns Emotionen und innere Bilder, schaffen eine Atmosphäre, kommunizieren mit uns, gehen in Resonanz, entstehen durch unser Handeln und sind dabei in jedem Moment einzigartig in ihrer Qualität.
Die moderne urbane auditive Atmosphäre ist dabei so vielschichtig und komplex, dass wir sie im seltensten Fall in ihren Details und Facetten wahrzunehmen vermögen. Sie erscheint uns oft zu viel, kommt uns als eine akustische Überforderung zu nah, besteht sie doch im urbanen Raum vor allem aus einer schwer zu definierenden Vielzahl aus Einzelgeräuschen, die wir meist nur noch als ein dauerhaftes Rauschen verstehen. So übt sich der moderne Stadtbewohner zunehmend in der Kultur des Weghörens, schützt sich vor akustischer Überforderung, zieht sich mit Kopfhörern in die selbstbestimmte Soundscape zurück.
Was wäre,
wenn wir uns statt der Flucht für die Neugier entscheiden würden?
Für das Hinhören, für das aktive Gestalten unserer urbanen akustischen Umwelt?
Welche Geräusche sind es, die uns tagtäglich überallhin begleiten und welche Qualität haben sie?
Welche Klänge sind erhaltenswert und welche sind so störend, dass sie besser verstummen sollten?
Was wäre, wenn wir in einem interdisziplinären Austausch gemeinsam zu Gestaltern unserer modernen Soundscapes würden?
Wir, Nadja Rix und Joana Welteke sind als Künstlerinnenduo auf der Suche nach allem, was akustisch da ist. Wir üben uns im Hören, im genauen, aktiven, neugierigen, kreativen Hinhören. Wir gehen in ästhetischer Weise mit dem akustischen Material um und lassen es neu arrangiert und in andere Form gebracht in der Öffentlichkeit wieder hörbar werden.
In unterschiedlichen Projekten haben wir uns mit Sounds, field recordings, Kompositionen und Performances im öffentlichen Raum beschäftigt und haben uns forschend mit den uns umgebenden urbanen und natürlichen Soundscapes beschäftigt. Alltägliche Klänge und Klangerzeuger haben wir gemeinsam mit Menschen mit verschiedenen Einschränkungen auf spielerische Weise erforscht, aufgenommen und in eine Klang-Collage verwandelt. Aus kurzen hier und da gesammelten Soundschnipseln und stimmlichen Imitationen von allem möglichen wurde eine mehrspurige geheimnisvoll überraschende Soundcollage für eine Intervention in der S-Bahn.