Das interaktive Bühnenformat „record-o-mat on stage“ besteht aus dem record-o-mat, einem Musiker/einer Musikerin/Vocal-Performer und aus den live generierten Beiträgen der Besucher*innen. Über mobile Mikrofone und Aufnahmecontroller sind Gäste eingeladen, Aufnahmen zu bestimmten Fragestellungen aufzunehmen, die dann das Grundmaterial für die musikalische Live-Improvisation wird.
Auch in diversen Workshop-Settings bilden diese Grundideen den Ausgangspunkt, sich auf den Zufall einzulassen und ihn spielerisch für sich zu nutzen. Durch bestimmte Spielvereinbarungen werden unterschiedliche klangliche Ergebnisse erzielt oder Geschichten entwickelt. Die zufällige Fragmentierung der Aufnahmen stellt neue Sinneszusammenhänge her, die Kreativität begünstigen und Improvisationsimpulse anregen.
So möchten wir ein fantastisches und tatsächlich einzigartiges musikalisches Erlebnis schaffen, in dem das Unerwartete und überraschend Vertraute in zufallsbasierter digitaler und improvisatorischer Kombinatorik atmosphärisch erlebbar gemacht werden kann.
Die folgenden Aufnahmen sind während Proben oder Konzerten entstanden, die teils niedrige Soundqualität ist der Spontanität des Live-Mitschnitts geschuldet.
Das Konzert-Setting „record-o-mat on stage“ setzt sich aus zwei wesentlichen Elementen zusammen.
Auf der einen Seite findet sich der record-o-mat, der je nach Auftrittsort die Gestalt einer alten Telefonzelle, eines mobilen „Verschlags“ oder einer kleinen Box mit Aufnahmeknopf hat. In einer ungezwungenen, beiläufigen Atmosphäre vor Konzertbeginn (und später auch auf der Bühne) können hier von den Besuchern und Besucherinnen kurze Audios aufgenommen werden. Dies kann thematisch unter einer konkreten Fragestellung stehen (z.B. Was macht dich einzigartig?) oder auch ganz frei gelassen werden.
Durch einen generativen Algorithmus wird das Audio Material fragmentiert, kombiniert und miteinander verwoben. Dies ist ein unendlicher sich ständig wandelnder Prozess, der kontinuierlich einzelne Aspekte der Aufnahmen zueinander in Bezug setzt und so neue Perspektiven, Zusammenhänge und Potentiale schafft.
Jam mit Jorge da Rocha, Élénie Wagner und Catharina Boutari beim Mixtur Festival in Barcelona Oktober 2022
Performance mit Dorothea Koch und Mounir Brinsi bei 48h Wilhelmsburg in Hamburg im Juni 2022
In der Bühnensituation ist dieses lebendige Material der Ausgangspunkt für die Improvisation der Musikerinnen und Musiker, sowie der Soundartisten. Die Musiker*innen setzen sich dialogisch zu der Audiokomposition in Beziehung. Verschiedene programmierte kompositorische Qualitäten erlauben es den Soundartisten außerdem während des Konzertes, das Audio-Material live zu verändern. Dies können z.B. Loops oder Pitches sein. So entsteht ein diesem Konzertereignis spezifisch atmosphärisches Werk.
Die Zuschauer*innen haben die Möglichkeit, auch während des Konzertes neues Audiomaterial zu generieren und so Inhalt und Qualität des Materials zu verändern. Auch können die Musiker*innen die Perspektive wechseln und im record-o-mat Aufnahmen machen. So verschwimmen Grenzen und Positionen und es entsteht ein künstlerisches Werk Aller.
Das Format „record-o-mat on stage“ ist neuartig und innovativ. Auf der Nahtstelle zwischen Analogem und Digitalem ist das Prinzip der Vermischung und des Dialogs zwischen beiden zentral. Es gilt einen gleichberechtigten Dialog zwischen zwei ganz unterschiedlichen Mitspielern herzustellen: der record-o-mat als maschinelles, vom Zufall geleitetes Kompositionstool auf der einen Seite und die/der improvisierende, interagierende Musiker*in auf der anderen. Die Akzeptanz für den Zufall und das Unerwartbare wird gleichermaßen von den Konzertbesucher*innen als auch von dem Instrumentalisten herausgefordert bzw. gefördert.
Dieses Projekt wurde unterstützt mit dem Zukunftsstipendium Musik vom Landesmusikrat Hamburg,
finanziert durch die Behörde für Kultur und Medien (BKM)